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3. Der Schluss als entwickelter Begriff

Ein Begriff symbolisiert eine Vorstellung. Damit diese Vorstellung ausgedrückt werden kann, müssen ihre Merkmale (andere Vorstellungen) angegeben werden. "Das Urteil ist die Vorstellung der Einheit des Bewusstseins verschiedener Vorstellungen, oder die Vorstellung des Verhältnisses derselben, so fern sie einen Begriff ausmachen." (Kant)  

Um ein neues Urteil aus anderen Urteilen ableiten zu können und dadurch eine systematische Argumentation zu ermöglichen, müssen Urteile miteinander logisch verknüpft werden. Ein Schluss überhaupt ist die Ableitung eines Urteils aus einem oder mehreren anderen Urteilen. Insofern ein Schluss einen Begriff begründet, ist der Schluss die entwickelte Gestalt des Begriffs

a) Der unmittelbare Schluss

ist die Ableitung eines Urteils aus nur einem anderen ohne ein vermittelndes Urteil.

Die logische Form des unmittelbaren Schlusses (Beispiel von Descartes):

Prämisse:           Ich denke,

Konklusion:        also bin ich.         (falsch)

Dem geschulten Kopf fällt sofort auf, dass dieser Schluss nicht vollständig ist. Nach Kant ist der unmittelbare Schluss nur erlaubt, wenn lediglich die Form des Urteils verändert wird, der Inhalt aber unverändert bleibt. Im obigen Beispiel kommt ein neuer Inhalt (Sein des Ichs) in die Konklusion, der nicht  in der Prämisse enthalten ist; dadurch ist der Schluss falsch. (Descartes hat diesen unmittelbaren Schluss, der den Anfang seiner Philosophie darstellen sollte, später selbst berichtigt und zu einer unmittelbaren Wahrheit stilisiert in der Form: Ich bin denkend. Aber auch eine angeblich unmittelbar einleuchtende Wahrheit hat etwas Willkürliches. Alles Unmittelbare, sobald wir es als solches erkennen, ist immer schon vermittelt - durch das Denken.)

Richtig ist nur der folgende unmittelbare Schluss (analytische Schluss):

          Ich denke,

          also denkt jemand/etwas.

Damit der obige falsche unmittelbare Schluss formal richtig wird, ist eine zweite Prämisse notwendig, wodurch er zum mittelbaren Schluss wird:

          Alle, die denken, existieren.     (1. Prämisse)

          Ich denke.                             (2. Prämisse)

          Also bin ich.                           (Konklusion)

 

b) der mittelbare Schluss

Der mittelbare Schluss ist die Ableitung eines Urteils aus einem anderen Urteil vermittels eines weiteren Urteils.

Die logische Form des mittelbaren Schlusses am Beispiel demonstriert:

1. Voraussetzung: Alle Athener      sind      sterblich.

   (1 Prämisse)      (Mittelbegriff)            (Oberbegriff)

2. Voraussetzung: Sokrates         ist        ein Athener.

   (2. Prämisse)    (Unterbegriff)            (Mittelbegriff)

Schlussfolgerung: Also ist   Sokrates          sterblich.

   (Konklusion)   (Unterbegriff als Subjekt) (Oberbegriff

                                                           als Prädikat)

Durch den Mittelbegriff in den beiden Prämissen wird der Oberbegriff und der Unterbegriff in der Konklusion miteinander vermittelt zu einem neuen Urteil, in dem das Vermittelnde, der Mittelbegriff, verschwunden ist. Die richtige Schlussfolgerung selbst heißt Konsequenz. Die Kunst des Schließen besteht darin, Mittelbegriffe zu finden. Dies setzt einen schöpferischen Akt voraus, den kein Computer dem Menschen abnehmen kann. 

 

Der kategorische Vernunftschluss

Das obige Beispiel steht für den kategorischen Vernunftschluss. Dieser mittelbare Schluss ist der einzige Schluss, in dem sich die Schlussfolgerung mit Notwendigkeit ergibt. Deshalb ist dieser Schluss die Form wissenschaftlicher Schließens. Einer allgemeinen 1. Prämisse, die kategorisch und allgemein sein muss, wird eine allgemeine, besondere oder einzelne 2. Prämisse untergeordnet. Dieser Schluss, sofern er vom Allgemeinen zum Besonderen schließt, stellt eine Deduktion dar.

Der kategorische Vernunftschluss ist der wichtigste Schluss des menschlichen Denkens, seine Regeln sind formale Kriterien der Wahrheit unseres Denkens:

Regeln des kategorischen Vernunftschlusses:

1. Nicht mehr noch weniger als drei Hauptbegriffe (keine Äquivokationen - siehe unter Trugschlüsse).

Falsch: Alle Athener sind sterblich/Sokrates ist ein Mann/Also ist Sokrates sterblich.

Die Schlussfolgerung als Einzelurteil ist zwar sachlich wahr, kann aber nicht aus den beiden Prämissen erschlossen sein. Zwischen der ersten und der zweiten Prämisse besteht kein Zusammenhang, weil der gemeinsame Mittelbegriff fehlt, d.h., wir haben vier Hauptbegriffe.

2. Die Prämissen dürfen nicht beide verneinend sein.

Falsch: Kein Athener ist an Philosophie interessiert/Cicero ist kein Athener/Also ist Cicero nicht an Philosophie interessiert.

Durch die doppelte Verneinung haben die beiden Prämissen ebenfalls nichts miteinander zu tun. Das Beispiel illustriert auch Regel Nr. 7 in Bezug auf die 2. Prämisse.

3. Die Prämissen dürfen nicht beide besondere Urteile sein.

Falsch: Einige Athener sind dunkelhäutig/Einige Philosophen sind Athener/Also sind einige Philosophen dunkelhäutig.

Der Umfang von "dunkelhäutig" und der Umfang von "einige Philosophen" muss sich nicht überschneiden, eine gesicherte Schlussfolgerung ist nicht möglich.

4. Die Schlussfolgerung richtet sich immer nach dem schwächsten Teil des Schlusses. 

5. Ist eine Prämisse ein negatives Urteil, muss die Schlussfolgerung auch verneinend sein (entsprechend bei unendlichen Urteilen).

6. Ist eine Prämisse ein besonderes Urteil, so muss die Schlussfolgerung auch besonders sein.

7. In allen kategorischen Vernunftschlüssen muss die 1. Prämisse ein allgemeines Urteil sein und die 2. Prämisse muss bejahend sein (siehe das Beispiel unter Regel 2).

8. die Qualität der Schlussfolgerung richtet sich nach der 1. Prämisse und die Quantität nach der 2. Prämisse. 

Beispiel:   Kein Athener ist behörnt.

               Sokrates ist ein Athener.

               Also ist Sokrates nicht behörnt.

Die 1. Prämisse ist negativ, die Schlussfolgerung ist deshalb auch negativ. Die 2. Prämisse ist ein Einzelurteil, also ist die Konklusion ebenfalls ein Einzelurteil.

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Besondere Schüsse

Der induktive Schluss (Erfahrungsschluss)

Im Gegensatz zum kategorischen Vernunftschluss wird im induktiven Schluss von vielen einzelnen oder besonderen Urteilen auf ein allgemeines Urteil geschlossen: 

Beispiel:   Heribert ist mit einer Frau verheiratet.

               Peter ist mit einer Frau verheiratet.

               Siegfried ist mit einer Frau verheiratet.

               ....................... usw.......................

 

               Alle diese Männer sind jeweils mit einer 

               Frau verheiratet.

 

               Also besteht die Ehe aus jeweils 

               einem Mann und einer Frau.

Der induktive Schluss kann nicht befriedigen, weil er niemals sicher ist, es sei denn die Induktion ist vollständig (wenn also alle Ehen auf der Erde untersucht worden wären). Sachlich gesehen weiß heute jeder, dass es auch andere Formen der Ehe gibt. Dennoch fängt mit dem induktiven Schluss die Erkenntnis an. Die Induktion setzt aber immer schon die Deduktion voraus, denn die Sammlung von Einzelurteilen kann ich nur durchführen, wenn ich vorher bereits weiß bzw. hypothetisch annehme, welches allgemeine Urteil herauskommen soll. Versuch und Irrtum dagegen sind keine rationalen Methoden

Tatsächlich erhellen sich in der Wissenschaft induktive und deduktive Schlüsse gegenseitig. Nach der materialistisch-dialektischen Philosophie (vgl. Seinslogik / materialistische Dialektik) hat die Empirie (Erfahrungswirklichkeit) den Vorrang vor der theoretischen Konstruktion, d.h. aber nicht, dass der induktive Schluss Vorrang hat!

 

Der Analogieschluss

Der Analogieschluss dient ebenfalls dazu, aus dem empirisch Gegebenen zu allgemeinen Aussagen zu kommen. Hierin wird von vielen Bestimmungen und Eigenschaften, worin Dinge von einer Art oder Gattung zusammen stimmen, auf die übrigen Dinge geschlossen.

Z.B. falsch

Die Erde ist ein Trabant, auf dem Menschen wohnen.

Der Mond ist ein Trabant.

Also wohnen auf dem Mond auch Menschen.

Der Fehler liegt darin, dass analog (nach der gleichen Logik) von unwesentlichen Eigenschaften geschlossen wurde. Menschen als Bewohner sind keine Wesenseigenschaft von Trabanten. Setzte man statt "auf dem Menschen wohnen"  dagegen "der um ein Zentralgestirn sich bewegt" ein, dann wäre die Analogie richtig. Der Analogieschluss wird besonders in der Geschichtswissenschaft angewandt: 

"Faschismus entstand aus der Krise des Kapitalismus.

Der Kapitalismus mit seinen Krisen existiert noch,

also ist Faschismus immer noch eine Möglichkeit dieser Ökonomie."

Das empirische Material zu ordnen setzt Grundsätze, Prinzipien, Axiome usw. voraus, also oberste Reflexionsbegriffe, die nicht auf Erfahrung beruhen, so z.B. die logischen Begriffe. Würde man Prinzipien (Erstes) direkt begründen wollen, dann entstünde ein Zirkelschluss, weil die Prinzipien, die man begründen will, immer schon bei der Begründung vorausgesetzt wären. Dennoch lassen sich Prinzipien indirekt begründen. Dazu hat die Philosophie einen besonderen disjunktiven Schluss entwickelt.

 

Der apagogische (indirekte) Schluss/Beweis

Sind zwei Urteile kontradiktorisch entgegengesetzt, d.h. gibt es nur die beiden Möglichkeiten der Bejahung und Verneinung zwischen A und Non-A, dann kann ich durch die Widerlegung des einen Urteils indirekt das andere begründen

Allgemeines       A ist entweder B oder C.

Beispiel:           (Ein Drittes zwischen B und C gibt es nicht.)

                       Nun ist A nicht B.

                       Also gilt: A ist C.  

Ein beliebtes Argument der Skeptiker ist es, den Begriff der Wahrheit zu bestreiten. Durch einen apagogischen Schluss kann man dieses Argument widerlegen:

Konkretes Beispiel:

Es gibt entweder den Begriff "Wahrheit" oder nicht.

Nun muss die Aussage: es gibt keinen Begriff der "Wahrheit", selbst wahr sein, was ihrem Inhalt widerspricht.

Also muss es den Begriff "Wahrheit" geben. 

(Sobald man überhaupt Aussagen macht.) 

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Copyright © 2004 Erinnyen Zeitschrift für materialistische Ethik        
Stand: 09. März 2008