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1. Der einfache Begriff

Der Begriff ist zunächst vom Wort zu unterscheiden: das Wort ist ein Zeichen (Schrift, Laut usw.) - der Begriff gibt die Bedeutung an, die etwas hat.

Definition des Begriffs:

Der Begriff ist die allgemeine Vorstellung von einer Art von Objekten/Dingen. 

Von Einzeldingen haben wir Anschauungen, ordnen wir ihnen ein Wort zu, dann ist dies ein Name. Erst wenn wir viele Dinge einer Art, z.B. viele Katzen, zusammenfassen, haben wir einen Begriff, der durch ein allgemeines Wort ausgedrückt wird.

Bei der Bildung von Begriffen werden die Verstandesoperationen des Abstrahierens, des Vergleichens durch Reflexion und der Vereinigung angewandt. Wir vergleichen viele verschiedene Lebewesen, die mit uns zusammenleben (Katzen, Hunde, Hühner), erkennen ihre Gemeinsamkeiten (das Zusammenleben) und Unterschiede (Katzen miauen, Hunde bellen, Hühner gackern und sind zahm). Dann abstrahieren wir von den Unterschieden und fassen durch Reflexion die Gemeinsamkeiten zu einer Einheit zusammen: Dies ist der Begriff (Haustiere sind Lebewesen, die mit uns zusammenleben und gezähmt sind). Eine andere Möglichkeit, Begriffe zu bilden, besteht darin, sie aus vorausgesetzten anderen Begriffen zu erschließen (siehe Schlusslehre).

 

Inhalt und Umfang des Begriffs

Inhalt: alle Merkmale, die notwendig zum Begriff gehören (z.B. "Körper": Ausdehnung und Schwere).

Umfang: alle anderen Begriffe, die unter ihm als seine Teilbegriffe stehen (z.B. Inhalt von "Körper": Lebewesen und die verschiedenen Arten davon; tote Dinge und die verschiedenen Arten davon). Alle Dinge, von denen wir sagen können, es sind Körper, gehören zum Umfang des Begriffs Körper.

Umfang und Inhalt des Begriffs gehorchen der logischen Regel:

Je größer der Umfang eines Begriffs ist, desto kleiner ist sein Inhalt und umgekehrt.

Diese Regel gilt nur für Wesensbegriffe, und um diese geht es vor allem in der Logik des Begriffs, sie gilt nicht unbedingt für die willkürliche Zusammenstellung von Merkmalen zu einem Terminus.  Die Logistik, eine formalistische Logik, macht dagegen diesen Unterschied zwischen Wesensbegriff und einer sonstigen allgemeinen Bestimmung nicht. So z.B. sei der Terminus "Mensch, der alle europäischen Sprachen versteht" (sehr wenige Menschen), erweiterbar um den Terminus "lebende". Nun gibt es aber mehr Menschen, die alle lebende europäische Sprachen verstehen als Menschen, die alle, also auch die toten europäischen Sprachen verstehen. Eine neue inhaltliche Bestimmung ist hinzugekommen und hat, im Gegensatz zur Regel, den Umfang erhöht.

Aber es versteht sich von selbst, dass zum Wesen des Menschen nicht die Kenntnis einer oder aller europäischen Sprachen gehört, also geht es hier nicht um den Wesensbegriff "Mensch", sondern um besondere Gruppen von Menschen, die willkürlich ausgewählt wurden. (Näheres siehe "Seinslogik")

Aus den verschiedenen Wesensbegriffen lässt sich der "Baum des Porphyrios" konstruieren, oder, umgekehrt, eine Sprachpyramide:

                                              Sein  

                                (ohne konkrete Bestimmungen)

 

Kategorien     Substanz        Qualität      Quantität...

(oberste Gattungen)     |                       |                  |

                       Körper          Eigenschaft      Menge   Gattungen         |          \                |                  |

und Arten  Lebewesen/ tote    Farbe  rationale Zahlen

                       |          Körper                     |

              Tiere/                

            denkende Wesen

unterste             |                            |                  |

Art        Hund/Mensch    Eisen    rot    gerade Zahlen 

----------------------------------------------------------------

Namen  Bello, Sokrates,     |     dieses     diese 50

                           dieses Stück   Rot       (Pullover) 

                                    Eisen

Arten sind logische Begriffe zur Unterscheidung einer Gattung. Gattungen sind logische Begriffe, die einer oder mehreren Arten als Oberbegriff dienen. So ist "Körper" Gattung von Lebewesen und toten Körpern, zugleich ist "Körper" aber auch eine Art der Substanz. Kategorien sind oberste Gattungsbegriffe, über die kein weiterer inhaltlich bestimmter Oberbegriff möglich ist. Unterste Arten sind Begriffe, die keinen Allgemeinbegriff mehr unter sich haben, sondern nur noch Exemplare, also Einzeldinge.

Einzeldinge aber sind immer mehr als nur Exemplare eines untersten Begriffs, sie enthalten eine große Mannigfaltigkeit von möglichen Bestimmungen über ihre Wesensbestimmungen hinaus (Individuum).

Begriffe müssen bestimmt werden, d.h. mit anderen Bestimmungen erklärt werden, sonst wären sie nicht für andere verständlich. Das aber geht nur in Form von Sätzen und Urteilen.

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Copyright © 2004 Erinnyen Zeitschrift für materialistische Ethik        
Stand: 09. März 2008