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Die Tendenz der Entwicklung in den Naturwissenschaften führt zu der "totalen Vorherrschaft der in Methode und Apparatur vergegenständlichten Arbeit über die lebendige wissenschaftliche Arbeit".  Peter Bulthaup

Naturphilosophie

Inhalt

Begriff der Natur

Der Weg zur Naturerkenntnis

     Natur I:

Die Naturwissenschaften:  Physik, Chemie und Biologie

Gravitation und die Rolle des Widerspruchs

Das Feuer und das spekulative Moment der

    Naturwissenschaft

Gesetz und Erscheinung

Notwendigkeit und Zufall

Systematik und unendliche Mannigfaltigkeit

Evolution und biologistische Ideologien

     Natur II

Die Natur des Menschen

Naturwissenschaft und Ethik

  Die gesellschaftliche Funktion der   Naturwissenschaften

Benutzte Literatur

 

      Natur III:

Einzelne Probleme der Naturwissenschaften

    (noch nicht eingerichtet)

 

Der Begriff der Natur

Der erste Antrieb in der Antike, der die Naturerforschung hervorbrachte, war zunächst einmal die Befriedigung des Bedürfnisses, die eigene Welt aus sich zu verstehen, d.h. ohne die Erklärung durch Götter oder andere mythologische Vorstellungen, denn diese mythologische Erklärung ist nichts als die Erklärung eines Unbekannten durch Unbekanntes. Danach wollte man den Menschen die Angst nehmen vor der übermächtig erscheinenden Natur. Doch die Beherrschung der Natur war noch nicht Zweck der Naturforschung, dies überließ man den Handwerkern und den anderen produzierenden Menschen. Eine erste praktische Form der Beherrschung der Natur, die Geschichte gemacht hat,  war die Zähmung des Feuers. Später kamen der Ackerbau und das spezialisierte Handwerk hinzu. Die frühe Naturphilosophie beruht zwar auf den bis dahin gewonnenen Erkenntnissen, die direkte Nutzung der Naturwissenschaft für den Produktionsprozess war erst eine Leistung der Frühneuzeit. Diese moderne Naturwissenschaft geht auf Galilei zurück, der als einer der ersten die große Erfahrung der Handwerker seiner Zeit für seine Experimente nutzte und deren Resultate in mathematischen Formen beschrieb.  

Um zu verstehen, was der Gegenstand der Naturwissenschaft ist, muss man den Begriff der Natur bestimmen. Vor der Naturphilosophie galt Natur als etwas Beseeltes, Mystisches, Göttliches. Es stand den Menschen meist feindlich gegenüber und musste durch Opfer positiv gestimmt werden. Damit machte die Naturphilosophie Schluss, sie wollte die Natur aus sich erklären. Der menschliche Verstand sollte ihre Erscheinungen deuten. Einige Vorsokratiker sahen den Wind von Griechenland nach Ägypten nicht mehr als ein Blasen der Götter an, sondern rational analog zu einem Kaminfeuer: Wenn die kalte Luft in einem Kamin vom Feuer angesaugt wird und durch den Kamin nach oben steigt, dann  ist das vergleichbar mit dem warmen Ägypten, das die Luft aus dem kälteren Griechenland anzieht, so dass ein Wind entsteht, den wir wahrnehmen können. Heutige Meteorologen mögen über diese vereinfachte Erklärung lächeln, sie ist aber die großartige Entdeckung der Erklärung der Erscheinungen allein aus rationalen Gründen, auch enthält sie die logische Form aller naturwissenschaftlichen Kausalität (wenn - dann). 

Ein Resultat der antiken Naturphilosophie ist die Einsicht, dass die natürlichen Gegenstände nur begriffen werden können, wenn man diese und zugleich ihre Beziehung zum menschlichen Denken reflektiert. Das Denken des Denkens (Aristoteles) als notwendige Voraussetzung zur Erkenntnis sachlicher Gegenstände bestimmt Naturphilosophie als Selbstbewusstsein der Naturwissenschaft. Naturphilosophie reflektiert die Resultate der einzelnen Naturwissenschaften und stellt sie in den Gesamtzusammenhang des Wissens, sie reflektiert zugleich die Beziehung von naturwissenschaftlichem Gegenstand und Vernunft und untersucht die immanenten menschlichen Zwecke, die in die naturwissenschaftlichen Resultate eingehen, und ihre Funktion in der kapitalistischen Gesellschaft (siehe unten). 

Die heutige Naturwissenschaft, die auf der antiken Naturphilosophie basiert, hat ungeheure Fortschritte gemacht, zugleich aber weitgehend ein falsches Selbstbewusstsein von sich. Dies drückt sich im Begriff der Natur aus, der ein Totalitätsbegriff ist und nicht in eine einzelne Naturwissenschaft fällt, also ein philosophischer Begriff ist. 

 "Natur" kann nur bestimmt werden, wenn dieser Begriff von dem, was nicht Natur ist, abgegrenzt wird. Das Gegenteil von Natur ist zunächst der Geist. Denke ich mit meinem Gehirn 5 + 7 = 12, dann ist dies ein individueller psychischer Akt. Da aber auch andere Menschen so denken, wird aus meinem Ich und dem Ich eines anderen oder weiterer anderer ein Wir. Die Gleichung 5 + 7 = 12 ist nicht nur ein individueller Gedanke, sondern ein überindividueller, objektiver Gedanke oder die Gleichung ist bereits Geist. Resultate des menschlichen Geistes sind Kultur, auch wenn kulturelle Produkte auf Naturstoffe angewiesen sind und der Geist seine materielle Basis im Gehirn des Menschen hat.

Natur ist also die nicht vom Menschen geschaffene Wirklichkeit. So ist die in Deutschland vorhandene Landschaft längst keine natürliche mehr, sondern eine Kulturlandschaft, auch wenn Mineralien und die Erde sowie die Pflanzen und Tiere mehr oder weniger Naturprodukte und Kulturprodukte zugleich sind.

Grundlegend kann Natur eingeteilt werden in tote (feste Körper wie Mineralien, flüssige und gasförmige Stoffe, Plasma, Atome usw.) und lebende Natur  (pflanzliche, tierische und menschliche).

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Der Weg zur Naturerkenntnis

Die Natur erscheint dem Menschen im Bewusstsein zunächst als eine unendliche Vielfalt. Diese Mannigfaltigkeit versuchen wir mit unserem Denken zu durchdringen, Ordnung in ihr und die Ursachen der Erscheinungen zu erkennen.  Ein Modell, die Vielheit auf die Einheit zurückzuführen, hatten die Menschen schon sehr früh in den Bewegungen der Gestirne. Die Abfolge der Jahreszeiten war eine Wiederkehr des Gleichen, eine Regelmäßigkeit im Wechsel der Erscheinungen

Die Wissenschaft von der Natur muss wie jede Wissenschaft zu den ersten Ursachen und den zugrunde liegenden Elementen der Natur zurückgehen. Wenn  Heraklit das Feuer, Thales das Wasser und Anaximenes die Luft und schließlich Empedokles Erde, Luft, Feuer und Wasser zusammen zur ersten Ursache machten, dann mögen sie in der Sache widerlegt werden können, aber das darin enthaltene Erkenntnisprinzip, nach den ersten Ursachen zu forschen, ist richtig. Denn wenn wir die ersten Ursachen kennen, dann können wir auch die daraus entspringenden Wirkungen verstehen und vielleicht sogar zu unserem Nutzen reproduzieren. Das methodische Erkenntnisprinzip, das in diesen Versuchen, die Welt rational zu erklären, enthalten ist, hat für die Naturwissenschaft Aristoteles zuerst gültig formuliert:

"Auch bei der Wissenschaft von der Natur muß der Versuch gemacht werden, zunächst über die Grundsätze Bestimmungen zu treffen. Es ergibt sich damit der Weg von dem uns Bekannteren und Klareren zu dem in Wirklichkeit Klareren und Bekannteren. - Denn was uns bekannter ist und was an sich, ist nicht dasselbe. - Deshalb muß also auf diese Weise vorgegangen werden: Von dem der Natur nach Undeutlicheren uns aber Klareren hin zu dem, was der Natur nach klarer und bekannter ist. Uns ist aber zu allererst klar und durchsichtig das mehr Vermengte. Später erst werden aus diesem bekannt die Grundbausteine und die Grund-Sätze, wenn man es auseinandernimmt. Deswegen muß der Weg von den Ganzheiten zu den Einzelheiten führen." (Aristoteles: Physik, 184 a, übersetzt von Zekl) 

An einem Beispiel kann dieser Weg der Erkenntnis erläutert und erklärt werden. Wir sehen, wenn wir den grandiosen Sternenhimmel betrachten, eine Vielfalt von Sternen. Dies ist das "Vermengte", die "Ganzheit" des Kosmos. Sie erscheint uns klar, wenn die Luft rein ist. Und Kant sagt vom Sternenhimmel, dass es nichts Erhabeneres gäbe außer uns als dieses Leuchten der Sterne am nächtlichen Himmel. Aber das uns Klare ist nicht das an sich Klare. Denn im Grunde glotzen wir zunächst nur an den Himmel, ohne etwas zu verstehen, was sich dort wirklich abspielt. Beobachten wir den Sternenhimmel genauer, notieren diese Beobachtungen, dann können wir bereits zwischen Sternen, die sich relativ zueinander nicht verändern, und solchen, die ihre Position ständig gegenüber diesen Fixsternen verändern, unterscheiden. Wir haben die Planeten entdeckt, ohne allerdings genau zu wissen, um was sich die Planeten bewegen. So sehen wir die Venus eine Zickzack-Bahn beschreiben. Die frühneuzeitliche Astronomie hat nun hauptsächlich zwei Hypothesen (begründete Annahmen, Vermutungen) aufgestellt: Das Ptolemäische Weltmodell stellt die Erde in den Mittelpunkt dieser Bewegungen des Kosmos, das Kopernikanische System die Sonne in den Mittelpunkt der Planetenbahnen. Nach beiden lässt sich die Position der Planeten vorausberechnen, beide müssen aber Hilfsgrößen einsetzen, die nicht erklärbar, sondern lediglich aus der Angleichung der Berechnung an die tatsächlichen Bahnen gewonnen sind. Erst eine erneute  Beobachtung der tatsächlichen Planetenbahnen und ihre exakte Vermessung durch Tycho Brahe erlaubte es Johannes Kepler, das Gesetz der Planetenbahnen zu entwickeln. Dieses Keplersche Gesetz gestattet eine im Verhältnis zu früher relativ einfache Berechnung der Planetenbahnen:

   In den elliptischen Bahnen der Planeten um ein

    Zentralgestirn verhalten sich die Quadrate der

    Umlaufzeiten wie die 3. Potenzen der großen

    Halbachsen. 

Es ist das an sich Klarere und in Wirklichkeit Bekanntere, weil es auf einfachere Weise die Planetenbahnen fast exakt beschreibt. (Abweichungen, die durch die gegenseitigen Beeinflussungen der Planeten entstehen, lassen wir hier außer acht.) Das uns zunächst Bekanntere und Klarere hat sich als Schein erwiesen. Um diese wahren Planetenbahnen beobachten zu können, müsste man eine Position im Weltall einnehmen, die bisher noch niemals ein Mensch erreicht hat. Die Wirkung des Keplerschen Gesetzes lässt sich nicht direkt beobachten, und dennoch ist es klar und einleuchtend. Die Beobachtungsdaten werden vom menschlichen Verstand zu einem widerspruchsfreien Gesetz verbunden. Die ebenfalls entdeckte Gravitation und das Trägheitsgesetz untermauerten das Keplersche Gesetz auch physikalisch, so dass minimale Abweichungen von diesem Gesetz als gegenseitige Beeinflussung der Planetenmassen erkannt werden konnten. Aus den anfänglichen Hypothesen haben die Astronomen eine wahre Theorie der Planeten entwickelt.  

Wenn heute jemand behauptet, dass der gesamte Sternenhimmel sich um die Erde drehe, dann halten wir ihn für verrückt, bestenfalls für ungebildet, obwohl wir doch tatsächlich den Sternenhimmel sich um die Erde drehen sehen. Das zunächst Klare erweist sich bei näherer Forschung als unklar, und das Unsichtbare, aber Wahre erscheint den Menschen mit heutiger durchschnittlicher Schulbildung als die klar erkennbare objektive Wirklichkeit. Er hat gelernt seinen Verstand zu gebrauchen oder auf dem Kopf zu gehen. Allerdings ist die moderne Naturwissenschaft spätestens seit Galilei nicht mehr nur kontemplativ wie in der aristotelischen Tradition, bloßes Beobachten und Nachdenken reicht nicht mehr aus. Die moderne Naturwissenschaft seit Galilei stellt der Natur tätige Fragen durch das Experiment. 

Nun gibt es heute Berufsskeptiker, die im ideologischen Interesse jede Art von Wahrheit bestreiten und die ganze Wissenschaft zu einer Art Erzählung oder zu einer Sammlung von Hypothesen erklären. Ist man aber zu dem Gesetz der Erscheinungen vorgestoßen, lassen sich mit diesem Gesetz Resultate immer wieder neu reproduzieren (hier die Berechnung der Planetenbahnen), mit dessen Hilfe Satelliten um die Erde geschossen werden können, dann kann dieses Gesetz nicht nur eine Hypothese sein, sondern muss auch etwas an der an sich seienden Wirklichkeit treffen, was Aristoteles ebenfalls in seinem Zitat fordert. 

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Copyright © 2004 Erinnyen Zeitschrift für materialistische Ethik        
Stand: 09. März 2008